Moin und herzlich willkommen zum Podjournal. Ich bin Jörn Schaar,
Podcaster und Journalist aus Rieseby in Schleswig-Holstein und ich kehre hier
einmal im Monat die Nachrichten für die deutschsprachige Indie-Podcast-Szene zusammen.
Diesen Monat war eine Menge los, also ohne viel Vorrede, rein ins Themengetümmel.
Ende September ist ein Beben durch die deutschsprachige Indie-Podcast-Szene gegangen.
Etliche Podlove-Installationen waren von einer Schwachstelle betroffen,
die auch aktiv ausgenutzt wurde. Laut Hauptentwickler Erik vergingen zwischen
der Veröffentlichung und den ersten Exploits keine 24 Stunden.
Es gab zwar sehr schnell einen Patch dafür, den haben aber so schnell nicht
alle Podcastenden installiert.
Das Ergebnis war, dass Malware in WordPress eingeschleust werden konnte und
von Werbung für Viagra bis hin zu mutmaßlichen Crypto-Mining so ungefähr alles dabei war.
Wer davon betroffen ist, findet in den Shownotes eine Anleitung,
wie man vorgehen muss, um seine Installation jetzt zu retten und auch mehrere
Beschreibungen der Schwachstelle.
Und weil ich es jetzt schon ein paar Mal gelesen habe, dass individuelle Installationen
jetzt von eingeschleustem Schadcode betroffen sind, ist nur zu einem sehr kleinen
Teil schuld des Podlove-Teams.
Der Patch für diese Sicherheitslücke wurde super schnell veröffentlicht,
nur installieren können sie das halt aus der Ferne nicht.
Automatische Updates kann man für Plugins in WordPress mit einem Klick einschalten
und das hätte in diesem Fall sehr viel Schaden verhindert. Das soll jetzt kein Draufhauen sein.
Eine meiner Installationen war vor einigen Jahren auch schon einmal von sowas ähnlichem betroffen.
Es hat Tage gedauert und ich brauchte auch externe Hilfe, um die Installation wieder zu säubern.
Und vollständig wiederherstellen konnte ich sie nicht. Also ich weiß,
was das für eine Scheiße ist.
Aber gerade deshalb sage ich, regelmäßige Backups sind super wichtig,
sowohl von den Dateien als auch von der Datenbank.
Und genauso muss man eben die Installation, also WordPress selbst und auch alle
Plugins auf dem aktuellen Stand halten. Allen Betroffenen wünsche ich ganz,
ganz starke Nerven und viel Glück, dass alles wieder auf einen normalen Stand zurückzudrehen ist.
Die andere Sache, die für einigen Aufruhr gesorgt hat in diesem Monat, war Podcast Addict.
In der App gibt es jetzt seit ungefähr vier Wochen ein Werbe-Overlay in der
kostenlosen Version der App.
Wenn die Episode pausiert wird, wird eine bezahlte Werbung über das Episodencover
gelegt. Mit den Einnahmen soll die weitere Entwicklung der App finanziert werden,
denn sie war 14 Jahre lang über Werbebanner finanziert und inzwischen sind die
Einnahmen daraus deutlich eingebrochen.
Und obwohl in den Release Notes steht, dass diese Entscheidung auf Feedback
aus der Reddit-Community basiert, gab es genau dort den größten Ärger darüber.
Ich finde ja, man kann gut auch mal eine App unterstützen, wenn man sie gerne nutzt.
Zumal bei Podcast Addict inzwischen auch der Betrag frei auswählbar ist.
Im neuesten Update der App kommt jetzt auch eine Roaming-Kontrolle mit dazu.
Man kann also einstellen, dass Episoden nicht heruntergeladen werden sollen, wenn Roaming aktiv ist.
Das ist in den meisten Teilen Europas nicht wirklich relevant,
aber für den nächsten Urlaub in Großbritannien halt schon.
Und es gab noch eine Sache, über die viel diskutiert wurde.
Eine Produktionsfirma namens Inception Point AI behauptet, dass sie pro Woche
3000 KI-generierte Episoden rausballert.
Und das mit einem Team aus nur 8 Personen. Die Produktion soll pro Episode nur
rund eine Stunde dauern und etwa einen Dollar kosten, hat die Chefin von Sianze
dem Hollywood Reporter erzählt.
Und weil über Spreaker passende Werbung automatisch eingebucht werden kann,
ist die Firma schon ab 20 Downloads pro Episode im Plus.
Die Zahlen werden allgemein angezweifelt und Matt Deegan schreibt,
dass sowohl Spreaker als auch Spotify und Apple die Shows der Firma aus den
Verzeichnissen nehmen werden, sobald sie Werbekunden verlieren.
Denn das sind einfach Content-Farmen, die AI-Slop generieren.
Bemerkenswert ist aber, wie schnell die Firma auf aktuelle Events reagiert.
Im PodNews Weekly Review hat die Chefin Janine Wright von Inception Point AI
erzählt, dass sie binnen einer Stunde nach dem Mord an Charlie Kirk eine Biografie,
Inhalte und eine komplette Show zu dem Ereignis online hatte.
Wie korrekt diese Inhalte sind, überprüft die Firma aber nur stichprobenartig.
Wright sagt auch, mit acht Leuten im Team sei es unmöglich, alle Inhalte anzuhören.
Unmöglich für die einen, nicht empfehlenswert für die anderen. Einfach ignorieren.
Overcast hat eine neue Version bekommen, die iOS 22 kompatibel ist.
Im Wesentlichen ist das ein Redesign, bis auf den Punkt, dass die Abspielgeschwindigkeit
jetzt in Schritten von 0,1 erhöht werden kann, von 0,5 bis dreifach.
Ultraschall 5.1.2 ist da. Das bringt hauptsächlich Bugfixes und läuft jetzt
auch mit Reaper Version 7.4.5.
Aber die neue Version bringt auch zusätzliche Accessibility-Features für Menschen
mit keinem oder geringem Sehvermögen.
Mit der Osara-Extension werden fokussierte Elemente an Screenreader gemeldet
und man kann über das Feld in der Mitte, die sogenannte Ultraschall-Glock,
Tastenkommandos eingeben und damit zum Beispiel navigieren.
Für zusätzliche Aufnahmen gibt es jetzt den Tape-Modus. Bisher war es so,
wenn man eine Aufnahme gestartet hat an einer Stelle, wo schon Audio war,
dann wurde die neue Aufnahme in einer neuen Spur eingefügt.
Der Tape-Mode zerschneidet jetzt diese Aufnahme und fügt die neue Aufnahme an dieser Stelle mit ein.
Das kann man aber auch ausschalten, wenn man das nicht möchte.
Der Online-Audio-Monitor 2025 ist diesen Monat erschienen.
Danach ist die Podcast-Nutzung in Deutschland insgesamt etwas zurückgegangen.
In diesem Jahr hörten 24 Millionen Menschen ab 14 Jahren zumindest gelegentlich Podcast.
Das sind rund 1,5 Prozentpunkte oder eine Million Menschen weniger als 2024.
Der stärkste Rückgang war bei den 14- bis 29-Jährigen, aber auch in den Alterskohorten
30-49 und 50-69 gab es Einbußen, dafür starke Zugewinne bei den über 70-Jährigen.
Videopodcasting ist vor allem für unter 30-Jährige interessant,
da liegt die Nutzung bei etwa 60%. Die gucken aber nicht alle hin.
Menschen über 30 gucken auch wirklich konzentriert auf dem Bildschirm,
wenn sie einen Videopodcast konsumieren.
Befragt wurden etwa 6.500 Menschen aller Alters-, Einkommens- und Bildungsgruppen.
Und eine Sache ist mir noch über den Weg gelaufen, die für Menschen interessant
ist, die Podcasts monetarisieren.
Das Finanzgericht Berlin-Brandenburg hat nämlich entschieden,
dass freiwillige Zahlungen an den Betreiber eines Online-Blogs nicht versteuert werden müssen.
Das aber in sehr engen Grenzen. Im konkreten Fall hatte der Betreiber des Blogs
um Spenden auf sein Konto gebeten und keine Zusatzinhalte dafür angeboten,
weil die SpenderInnen sich auch nirgends registrieren mussten,
es keine weitere Interaktion mit ihnen gab und alle Inhalte öffentlich zugänglich
waren, es also nur für die Projektunterstützung Geld gab und das eben nicht
über eine Plattform passierte,
sei das nicht umsatzsteuerlich relevant.
Das klagende Finanzamt zieht jetzt noch vor den Bundesfinanzgerichtshof,
das ist also alles noch nicht rechtskräftig Und offenbar hat der BfH in ähnlichen
Fragen auch schon mal pro Finanzamt entschieden.
Sollte das Urteil des Finanzgerichts Berlin-Brandenburg so durchgehen,
dürfte das für eine Handvoll Podcastender bzw.
Deren Steuerberatungen weniger Arbeit und für die Podcastenden mehr Einnahmen bedeuten.
Jedenfalls soweit, dass die Einnahmen aus Überweisungen ohne Gegenleistung betrifft.
Einnahmen aus Steady oder Patreon oder den Premium-Programmen von Spotify und
Apple hingegen wären dann sehr wohl steuerpflichtig und das macht dann wieder
mehr Arbeit, wenn man beides einsetzt, weil man es dann natürlich auseinanderdividieren muss.
Das ist selbstverständlich keine Rechts- oder gar Steuerberatung, klaro.
Das war's dann mal wieder. Kritik, Themenvorschläge und Feedback erreichen mich
am zuverlässigsten per Mail an redaktion.podjournal.de und ihr könnt das Podjournal
und mich auch über das Fediverse anschreiben.
Die Infos dazustehen in den Shownotes. auf podjournal.de.
Ach und eine Sache fällt mir gerade noch ein. Diese Episode erscheint ja am 1.
Oktober. Und gestern am 30. September war International Podcast Day.
Das habe ich zum Anlass genommen, in meinem privaten Podcast,
in Jörn Schaas feinem Podcast, mal eine Folge zu veröffentlichen,
in der es um meine persönlichen Podcast Workflows geht.
Ich erkläre also, wie ich meine Podcasts inhaltlich gestalte und wie ich dafür
sorge, dass sie aus meinem Kopf in euer Ohr kommen. Link in den Journals.