036: Podlove-Sicherheitslücke, 1.000 Episoden pro Woche und Steuerfragen
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036: Podlove-Sicherheitslücke, 1.000 Episoden pro Woche und Steuerfragen

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Holla, dieser Monat war aufregend! Es gab Ärger für Podcast Addict, eine Sicherheitslücke bei Podlove, der Online-Audio-Monitor ist erschienen und eine auf AI-Slop spezialisierte Firma ballert pro Woche 3.000 Episoden raus.

Weiterführende Links:

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Moin und herzlich willkommen zum Podjournal. Ich bin Jörn Schaar,

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Podcaster und Journalist aus Rieseby in Schleswig-Holstein und ich kehre hier

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einmal im Monat die Nachrichten für die deutschsprachige Indie-Podcast-Szene zusammen.

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Diesen Monat war eine Menge los, also ohne viel Vorrede, rein ins Themengetümmel.

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Ende September ist ein Beben durch die deutschsprachige Indie-Podcast-Szene gegangen.

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Etliche Podlove-Installationen waren von einer Schwachstelle betroffen,

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die auch aktiv ausgenutzt wurde. Laut Hauptentwickler Erik vergingen zwischen

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der Veröffentlichung und den ersten Exploits keine 24 Stunden.

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Es gab zwar sehr schnell einen Patch dafür, den haben aber so schnell nicht

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alle Podcastenden installiert.

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Das Ergebnis war, dass Malware in WordPress eingeschleust werden konnte und

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von Werbung für Viagra bis hin zu mutmaßlichen Crypto-Mining so ungefähr alles dabei war.

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Wer davon betroffen ist, findet in den Shownotes eine Anleitung,

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wie man vorgehen muss, um seine Installation jetzt zu retten und auch mehrere

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Beschreibungen der Schwachstelle.

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Und weil ich es jetzt schon ein paar Mal gelesen habe, dass individuelle Installationen

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jetzt von eingeschleustem Schadcode betroffen sind, ist nur zu einem sehr kleinen

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Teil schuld des Podlove-Teams.

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Der Patch für diese Sicherheitslücke wurde super schnell veröffentlicht,

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nur installieren können sie das halt aus der Ferne nicht.

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Automatische Updates kann man für Plugins in WordPress mit einem Klick einschalten

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und das hätte in diesem Fall sehr viel Schaden verhindert. Das soll jetzt kein Draufhauen sein.

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Eine meiner Installationen war vor einigen Jahren auch schon einmal von sowas ähnlichem betroffen.

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Es hat Tage gedauert und ich brauchte auch externe Hilfe, um die Installation wieder zu säubern.

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Und vollständig wiederherstellen konnte ich sie nicht. Also ich weiß,

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was das für eine Scheiße ist.

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Aber gerade deshalb sage ich, regelmäßige Backups sind super wichtig,

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sowohl von den Dateien als auch von der Datenbank.

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Und genauso muss man eben die Installation, also WordPress selbst und auch alle

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Plugins auf dem aktuellen Stand halten. Allen Betroffenen wünsche ich ganz,

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ganz starke Nerven und viel Glück, dass alles wieder auf einen normalen Stand zurückzudrehen ist.

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Die andere Sache, die für einigen Aufruhr gesorgt hat in diesem Monat, war Podcast Addict.

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In der App gibt es jetzt seit ungefähr vier Wochen ein Werbe-Overlay in der

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kostenlosen Version der App.

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Wenn die Episode pausiert wird, wird eine bezahlte Werbung über das Episodencover

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gelegt. Mit den Einnahmen soll die weitere Entwicklung der App finanziert werden,

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denn sie war 14 Jahre lang über Werbebanner finanziert und inzwischen sind die

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Einnahmen daraus deutlich eingebrochen.

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Und obwohl in den Release Notes steht, dass diese Entscheidung auf Feedback

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aus der Reddit-Community basiert, gab es genau dort den größten Ärger darüber.

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Ich finde ja, man kann gut auch mal eine App unterstützen, wenn man sie gerne nutzt.

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Zumal bei Podcast Addict inzwischen auch der Betrag frei auswählbar ist.

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Im neuesten Update der App kommt jetzt auch eine Roaming-Kontrolle mit dazu.

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Man kann also einstellen, dass Episoden nicht heruntergeladen werden sollen, wenn Roaming aktiv ist.

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Das ist in den meisten Teilen Europas nicht wirklich relevant,

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aber für den nächsten Urlaub in Großbritannien halt schon.

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Und es gab noch eine Sache, über die viel diskutiert wurde.

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Eine Produktionsfirma namens Inception Point AI behauptet, dass sie pro Woche

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3000 KI-generierte Episoden rausballert.

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Und das mit einem Team aus nur 8 Personen. Die Produktion soll pro Episode nur

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rund eine Stunde dauern und etwa einen Dollar kosten, hat die Chefin von Sianze

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dem Hollywood Reporter erzählt.

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Und weil über Spreaker passende Werbung automatisch eingebucht werden kann,

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ist die Firma schon ab 20 Downloads pro Episode im Plus.

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Die Zahlen werden allgemein angezweifelt und Matt Deegan schreibt,

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dass sowohl Spreaker als auch Spotify und Apple die Shows der Firma aus den

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Verzeichnissen nehmen werden, sobald sie Werbekunden verlieren.

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Denn das sind einfach Content-Farmen, die AI-Slop generieren.

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Bemerkenswert ist aber, wie schnell die Firma auf aktuelle Events reagiert.

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Im PodNews Weekly Review hat die Chefin Janine Wright von Inception Point AI

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erzählt, dass sie binnen einer Stunde nach dem Mord an Charlie Kirk eine Biografie,

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Inhalte und eine komplette Show zu dem Ereignis online hatte.

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Wie korrekt diese Inhalte sind, überprüft die Firma aber nur stichprobenartig.

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Wright sagt auch, mit acht Leuten im Team sei es unmöglich, alle Inhalte anzuhören.

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Unmöglich für die einen, nicht empfehlenswert für die anderen. Einfach ignorieren.

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Overcast hat eine neue Version bekommen, die iOS 22 kompatibel ist.

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Im Wesentlichen ist das ein Redesign, bis auf den Punkt, dass die Abspielgeschwindigkeit

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jetzt in Schritten von 0,1 erhöht werden kann, von 0,5 bis dreifach.

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Ultraschall 5.1.2 ist da. Das bringt hauptsächlich Bugfixes und läuft jetzt

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auch mit Reaper Version 7.4.5.

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Aber die neue Version bringt auch zusätzliche Accessibility-Features für Menschen

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mit keinem oder geringem Sehvermögen.

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Mit der Osara-Extension werden fokussierte Elemente an Screenreader gemeldet

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und man kann über das Feld in der Mitte, die sogenannte Ultraschall-Glock,

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Tastenkommandos eingeben und damit zum Beispiel navigieren.

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Für zusätzliche Aufnahmen gibt es jetzt den Tape-Modus. Bisher war es so,

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wenn man eine Aufnahme gestartet hat an einer Stelle, wo schon Audio war,

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dann wurde die neue Aufnahme in einer neuen Spur eingefügt.

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Der Tape-Mode zerschneidet jetzt diese Aufnahme und fügt die neue Aufnahme an dieser Stelle mit ein.

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Das kann man aber auch ausschalten, wenn man das nicht möchte.

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Der Online-Audio-Monitor 2025 ist diesen Monat erschienen.

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Danach ist die Podcast-Nutzung in Deutschland insgesamt etwas zurückgegangen.

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In diesem Jahr hörten 24 Millionen Menschen ab 14 Jahren zumindest gelegentlich Podcast.

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Das sind rund 1,5 Prozentpunkte oder eine Million Menschen weniger als 2024.

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Der stärkste Rückgang war bei den 14- bis 29-Jährigen, aber auch in den Alterskohorten

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30-49 und 50-69 gab es Einbußen, dafür starke Zugewinne bei den über 70-Jährigen.

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Videopodcasting ist vor allem für unter 30-Jährige interessant,

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da liegt die Nutzung bei etwa 60%. Die gucken aber nicht alle hin.

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Menschen über 30 gucken auch wirklich konzentriert auf dem Bildschirm,

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wenn sie einen Videopodcast konsumieren.

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Befragt wurden etwa 6.500 Menschen aller Alters-, Einkommens- und Bildungsgruppen.

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Und eine Sache ist mir noch über den Weg gelaufen, die für Menschen interessant

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ist, die Podcasts monetarisieren.

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Das Finanzgericht Berlin-Brandenburg hat nämlich entschieden,

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dass freiwillige Zahlungen an den Betreiber eines Online-Blogs nicht versteuert werden müssen.

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Das aber in sehr engen Grenzen. Im konkreten Fall hatte der Betreiber des Blogs

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um Spenden auf sein Konto gebeten und keine Zusatzinhalte dafür angeboten,

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weil die SpenderInnen sich auch nirgends registrieren mussten,

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es keine weitere Interaktion mit ihnen gab und alle Inhalte öffentlich zugänglich

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waren, es also nur für die Projektunterstützung Geld gab und das eben nicht

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über eine Plattform passierte,

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sei das nicht umsatzsteuerlich relevant.

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Das klagende Finanzamt zieht jetzt noch vor den Bundesfinanzgerichtshof,

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das ist also alles noch nicht rechtskräftig Und offenbar hat der BfH in ähnlichen

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Fragen auch schon mal pro Finanzamt entschieden.

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Sollte das Urteil des Finanzgerichts Berlin-Brandenburg so durchgehen,

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dürfte das für eine Handvoll Podcastender bzw.

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Deren Steuerberatungen weniger Arbeit und für die Podcastenden mehr Einnahmen bedeuten.

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Jedenfalls soweit, dass die Einnahmen aus Überweisungen ohne Gegenleistung betrifft.

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Einnahmen aus Steady oder Patreon oder den Premium-Programmen von Spotify und

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Apple hingegen wären dann sehr wohl steuerpflichtig und das macht dann wieder

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mehr Arbeit, wenn man beides einsetzt, weil man es dann natürlich auseinanderdividieren muss.

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Das ist selbstverständlich keine Rechts- oder gar Steuerberatung, klaro.

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Das war's dann mal wieder. Kritik, Themenvorschläge und Feedback erreichen mich

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am zuverlässigsten per Mail an redaktion.podjournal.de und ihr könnt das Podjournal

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und mich auch über das Fediverse anschreiben.

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Die Infos dazustehen in den Shownotes. auf podjournal.de.

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Ach und eine Sache fällt mir gerade noch ein. Diese Episode erscheint ja am 1.

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Oktober. Und gestern am 30. September war International Podcast Day.

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Das habe ich zum Anlass genommen, in meinem privaten Podcast,

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in Jörn Schaas feinem Podcast, mal eine Folge zu veröffentlichen,

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in der es um meine persönlichen Podcast Workflows geht.

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Ich erkläre also, wie ich meine Podcasts inhaltlich gestalte und wie ich dafür

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sorge, dass sie aus meinem Kopf in euer Ohr kommen. Link in den Journals.