Moin und herzlich willkommen zum Podjournal. Ich bin Jörn Schaar,
Journalist und Podcaster aus Rieseby und ich kehre hier einmal im Monat die
Nachrichten für die deutschsprachige Indie-Podcast-Szene zusammen.
Das hier ist Episode 22 vom 1. September 2024.
Mikrofonhersteller Shure hat ein neues Home-Recording-Mikrofon vorgestellt.
Das SM4 ist ein Großmembrankondensator und soll sowohl für Gesang als auch für
Instrumente geeignet sein, aber vermutlich kann man damit auch Podcasts aufnehmen.
Schure schreibt in der Pressemitteilung von einem eingebauten Popfilter und
einer Doppelmembrankapsel aus Messing.
Außerdem soll das SM4 gegen Handy-Störgeräusche abgeschirmt sein.
Klingt erstmal nach etwas, das man sich anschauen möchte, aber Vorsicht!
Sprachaufnahmen und Großmembran-Mikrofone sind nur was für leise Umgebungen,
also vielleicht doch eher Proberaum statt Großstadtwohnung.
Ich verlinke die Pressemitteilung dazu auf podjournal.de. Und weil ich die Seite
gerade offen habe: das MV7+ von Shure ist jetzt für OBS zertifiziert,
das ist diese Streaming-Software.
Das MV7+ ist eine Weiterentwicklung des MV7 und das ist sozusagen die USB-Variante
des legendären SM7B. Wer in einer lauteren Umgebung aufnimmt oder gar streamt,
könnte das vielleicht interessanter finden.
Wer schon mal einen Podcast gestartet hat, der weiß, die richtige Musik zu finden
ist die nervigste Kackarbeit von allem.
Wer ein Instrument oder sogar mehrere spielen kann, der hat Glück und wer nicht, der hat halt Pech.
Thrumm ist seit diesem Monat als potenzielle Lösung auf dem Markt.
Das ist eine Bibliothek für Produktionsmusik mit einem, wie ich finde,
ziemlich fairen Preismodell. Man findet dort Musik, zum Beispiel für Untermalungen
und kann die in seinen Produktionen einsetzen.
Zu den meisten Tracks gibt es alternative Versionen und auch die einzelnen Spuren.
1A zum Herumspielen, da lohnt sich definitiv ein Blick drauf.
Apple Podcast gibt es jetzt als Web-Version. Das heißt, für alle,
die nicht auf Mac unterwegs sind, es wird sehr viel einfacher,
Apple Podcasts zu benutzen.
Dazu gab es diesen Monat eine Info an alle, die dort einen Account haben.
James von podnews.net hat sich das Ganze ziemlich genau angesehen und ich verlinke
deshalb seine Episode dazu, auch weil ich keine direkte Quelle von Apple gefunden habe.
Aber ich finde ja auch unter iOS noch nicht mehr die Funktion,
das Handy stumm zu schalten, also was weiß ich schon.
Aber Stichwort Apple. (lacht) Apple, die wollen ja gerne in ihrem App-Store eine Provision
haben, wenn man dort in App-Käufe tätigt.
Wenn ich also eine Spiele-App benutze und mir darin mit echtem Geld irgendwas
kaufe, dann bekommt Apple was ab und noch nicht mal wenig, 30% wollen die.
Das ist jetzt erstmal soweit nichts Neues, was aber jetzt dann kommt eben doch.
Patreon, der Dienst, mit dem manche Podcastenden gern ihren Kram monetarisieren
und den ein oder anderen Premium-Inhalt anbieten,
dieser Dienst hat auch eine App für iOS und der soll ab November in dieser iOS-App
keine anderen Zahlungsmethoden außer In-App-Käufen mehr anbieten dürfen oder
sonst wird die Patreon-App aus dem App-Store entfernt.
Das hat vielleicht etwas damit zu tun, dass Patreon im vergangenen Jahr nach
eigenen Angaben 350 Millionen Dollar an Podcasten da ausgeschüttet hat.
Vielleicht aber auch nicht und es ist einfach nur Erpressung.
Jedenfalls möchte Apple gerne in Zukunft 30% davon abhaben, was Patreon so an Umsatz macht.
Da hat Patreon jetzt aber wieder keine Lust drauf und sagt: "Liebe Podcastende,
da will Apple an euer Geld!"
Aber sowas ist ja auch immer eine Möglichkeit, sich selbst als den Ritter in
glänzender Rüstung zu präsentieren. Deswegen gibt es jetzt zwei Möglichkeiten:
Podcastende können auf diese 30% Einnahmen verzichten, die Apple an Provision
verlangt, oder ihre Preise für iOS-Kunden anpassen, sprich teurer machen,
um diese Provision zu kompensieren.
Ich bin unsicher, ob das alles so rechtens ist, denn erstens haben nach meinem
Kenntnisstand nicht die Podcastenden einen Vertrag mit Apple,
sondern Patreon, Und zweitens ist es zumindest nach deutschem Recht nicht ganz
einfach, die Preise z.B.
Für ein Premium-Abo für einen Podcast ohne Zustimmung des Zahlenden zu erhöhen.
So wie man auch bei Fitnessstudios, Telefonanbietern oder Versicherungen bei
Preiserhöhungen ein Sonderkündigungsrecht hat, dürfte das auch hier gelten.
Keine Rechtsberatung, nur solides Halbwissen. Die dritte Möglichkeit,
auf die Patreon gnädigerweise auch noch verweist: Sagt euren AbonnentInnen doch
einfach, dass sie die doofe iOS-App nicht brauchen.
Denn überall sonst geht es ja auch ohne die Apple-Provision und dann zahlt man
ja nur noch die Bearbeitungsgebühr von Patreon von 5-12% des Umsatzes zuzüglich
Gebühren für die Zahlungsabwicklung.
Zwei Neuigkeiten gibt es außerdem noch von Auphonic. Die eine ist relativ klein.
Wenn man einen Auphonic-Account gemeinsam betreiben möchte, weil man sich vielleicht
die Produktionsarbeit an dem Podcast teilt, dann muss man jetzt gar nicht mehr
das Passwort teilen, sondern man kann mit einer formlosen Mail an den Support
diesen speziellen Account zu einem Team-Account umwandeln lassen.
So gibt es dann eine Account-Inhaberin, die das Guthaben verwaltet und mehrere
Team-Mitglieder, die Produktionen anlegen und starten können.
Spannender finde ich ja die SprecherInnen-Erkennung bei Single-Track-Produktionen.
Best-Practice-Anwendung ist ja, dass alle Sprechenden in einer Episode ihre eigene Tonspur haben,
damit Auphonic bestmöglich Störgeräusche rausfiltern, Lautstärken angleichen
und transkribieren kann.
Und wenn es jetzt um das Transkript geht, dann soll das nicht mehr notwendig sein.
Wenn man nur noch eine Spur hat, soll Auphonic inzwischen erkennen,
dass zwei oder mehr Leute sprechen und das dann in der Transkription besser
verarbeiten können. Dabei kann man die Zahl der sprechenden wahlweise automatisch
ermitteln lassen oder man sagt direkt, hier sprechen drei unterschiedliche Leute.
Ich habe das getestet und ich war überrascht, wie gut das dann doch funktionierte.
Das ist natürlich immer noch mit Nacharbeit verbunden, aber es ist tausendmal
besser, als die Timecodes per Hand in ein Transkript zu fummeln.
Headliner hatte ich hier glaube ich auch schon mal erwähnt. Damit kann man wahlweise
ganze Episoden so im Canva-Style mit animierten Grafiken versehen und zum Beispiel
zu YouTube hochladen, damit der eigene Podcast dort besser aussieht als das,
was YouTube selber zusammenschustert.
Man kann aber auch im Podcast-Feed bei der Episode ein Highlight markieren,
20 oder 5 Sekunden oder keine Ahnung wie lange.
Und das wird dann von Headliner rausgerendert als Video mit einer Animation,
wenn man das zum Beispiel möchte.
Ich nutze das für den Haialarm ganz gerne und poste das Ergebnis dann per
Hand auf Mastodon, auf Instagram oder auf YouTube.
Seit diesem Monat kann man bei Headliner aber auch seinen Instagram oder Facebook
Account verknüpfen und automatisiert dorthin posten lassen, sobald die Episode online geht.
Und bei den ganzen Neuigkeiten habe ich auch einfach was gelesen,
einfach so einen analytischen Artikel, über den bin ich diesen Monat gestolpert.
Darin ging es darum, wie Spotify in Südamerika zuerst einen Podcastmarkt erschaffen
und die dann mit dem Arsch wieder eingerissen hat.
Früher gab es dort ausschließlich Hobbyproduktionen und ganz wenig Monetarisierung.
Dann hat Spotify für ein paar Jahre eingekauft, was nicht bei drei auf dem Baum
war, hat auch sehr viel gefördert dadurch und in der Folge sind dann Produktionsfirmen
entstanden und Leute konnten auf einmal vom Podcasting leben.
Spotify hat sich durch diese Investitionen 90% Marktanteil gesichert und ist
so in Südamerika zu einem Synonym für Podcasts geworden. Aber seit zwei Jahren
investiert Spotify nicht mehr in neue Shows.
Verträge werden nicht verlängert und paff ist die ganze schöne Reichweite weg,
weil sich alle darauf verlassen haben, dass sie bei Spotify gefunden werden.
Fand ich spannend zu lesen und dieser Artikel zeigt, es ist ein weiterer Grund,
warum Spotify einfach nicht der einzige Distributionskanal für deinen Podcast sein sollte.
Sag den Menschen immer auch, wo der Podcast sonst noch zu finden ist.
Spotify darf nicht alles sein, sonst geht es schief.
Gucken wir noch nach Österreich. Die Rundfunk- und Telekom-Regulierungsgesellschaft
und die Kommunikationsbehörde Austria haben ein Förderprogramm für hochwertige
Podcast-Produktionen aufgelegt. Am 2.
September startet der Spaß und soll das Podcast-Angebot in Österreich ausbauen.
Wer also in Österreich seinen Haupt- oder zumindest einen Filial-Sitz hat und
zu den Themenbereichen Medien- und Digitalkompetenz, Information,
Kultur, Bildung, Wissenschaft oder Forschung podcastet, kann sich um Geld aus
diesem Fördertopf bewerben.
Da stehen jährlich 500.000 Euro zur Verfügung und diese Förderung richtet sich
an Projekte, die schon eine gesicherte Finanzierung haben und die vor allem schon laufen.
Also dringend angucken, wenn das auf euch zutrifft.
Und als hätten wir in diesem Herbst nicht schon genug Podcast-Veranstaltungen,
kam diese Woche noch die Einladung zum Podfest Berlin.
Das findet eine ganze Woche lang im Haus of Color statt, vom 7. bis 15.
September und damit parallel zur Berlin Podcast Week und zum Podstock.
Da gibt es dann Live-Podcasting, Vorträge und Workshops.
Man kann entweder Tickets für einzelne Veranstaltungen oder aber für alles kaufen.
Und ich hoffe wirklich, dass wir nächstes Jahr es hinkriegen,
die Event-Saison in der Podcast-Szene mal ein bisschen zu entzerren.
Das wird ja langsam ein bisschen krass.
Apropos Veranstaltungen, es kommt noch besser. Für unsere Schweizer Freunde
gibt es nämlich auch noch ein Event, nämlich die Podcast-Konferenz Dezibel, einen Tag, 24.
Oktober. Dort geht es dann um die Magie der KI, um Podcast-Werbung und Workshops
für den guten Klang. Live-Aufnahmen von Podcasts gibt es natürlich auch.
Und wo wir gerade dabei sind, wer noch was zum Programm der Subscribe 11 beitragen
möchte, der kann das noch bis einschließlich 30.09. tun.
Den Link gibt es wie üblich in den Shownotes.
Das war es für diesen Monat. Feedback, Anregungen und Kritik erreichen mich
am zuverlässigsten per Mail unter redaktion@podjournal.de Und im Fediverse
könnt ihr mich natürlich auch anschreiben, da heiße ich @schaarsen@chaos.social.