Moin und herzlich willkommen zum Podjournal. Das hier ist Episode 8 vom 1.07.2023.
Ich bin Jörn Schaar, Journalist und Podcaster aus Husum und ich kehre hier einmal im Monat die Nachrichten für die deutschsprachige Indie-Podcast-Szene zusammen.
Im Juni hat Auphonic einen echten Game-Changer für die Podcast-Produktion auf den Markt gebracht und es gab Neuigkeiten für iOS-Nutzende. Los geht's!
Wir fangen erst mal mit ein paar Kurzmeldungen an: Das Fediverse-Audiotool Funkwhale liegt
jetzt in der Version 1.3.1 vor. Die .1 behebt einige Bugs in der 1.3, die ebenfalls im Juni
veröffentlicht wurde und in der eine Menge Arbeit steckt. Die ganze Codebasis wurde
überarbeitet, ebenso die API und es gibt eine neue Oberfläche und einen neuen Player.
Castopod gibt es inzwischen in der Version 1.4.3. Podcast-Importe werden jetzt einfacher,
Die Hörzeit wird in einem sinnvollen Wert angezeigt und dann gab es noch einige Bugfixes.
Und wer ein Konto bei Acast hatte oder hat, der sollte sicherheitshalber nachsehen, ob
er das Passwort dort auch irgendwo anders benutzt hat, denn bei Acast sind Nutzerdaten
abgeflossen, berichtet PodNews.net.
Den Link zum entsprechenden Acast-Blog-Eintrag gibt's in den Shownotes dieser Episode.
Podlove wird in der nächsten Version wohl mindestens PHP 7.4 erfordern. Das wird zwar seit vergangenem
November nicht mehr unterstützt und deswegen würden die EntwicklerInnen gerne auf PHP 8 setzen,
aber global betrachtet nutzt rund die Hälfte aller Installationen eben diese Version 7.4.
Wer kann, sollte trotzdem zügig auf eine neuere Version von PHP umschalten, weil Hosting Provider
unter Umständen eine Seite abschalten können und zwar aus eigenem Interesse, weil eine so
veraltete PHP-Version auch ein Sicherheitsrisiko darstellt.
Und man kann sich ja im Augenblick drehen und wenden, wie man will, am Thema KI kommt
man irgendwie nicht mehr so richtig vorbei.
KI für Podcastende gibt es deswegen jetzt auch an jeder Straßenecke und jeder und sein
Hund wittert da die nächste Geschäftsidee.
Es gibt zum Beispiel mehrere Dienste, die KI-gestützt ganze Episoden produzieren oder
zumindest bei der Vorbereitung helfen und mit Podbook tauchte im Juni dann etwas auf,
das ich jetzt instinktiv als Nischenanwendung bezeichnen würde.
PodBook verwandelt deinen Podcast, und alle so yeah, in ein Buch.
Die Beta-Phase läuft, man kann sich auf die Warteliste für den Start eintragen lassen.
Was der Spaß aber am Ende kosten wird, das wird erst zum offiziellen Start feststehen.
Und wann der Dienst offiziell starten wird, das steht auch noch nicht fest.
Kostenlose Transkription von Podcast-Episoden und anderem Audio gibt es seit einiger Zeit bei Riverside
und ich hatte jetzt endlich mal Gelegenheit, das auszuprobieren:
Riverside ist eigentlich eine webbasierte Möglichkeit, Podcasts und Videos auf
Distanz aufzunehmen, also vergleichbar mit dem, was zum Beispiel StudioLink,
macht. Für die Transkription bei Riverside ist keine Anmeldung nötig, es gibt kein Datenlimit und ich sage es noch mal: keine Kosten.
Man ruft einfach den Link auf, wirft sein Audio ab und bekommt nach einer seine Transkription zurück. Das einmal als TXT und einmal als SRT-File. SRT wird von YouTube und
von Castopod unterstützt. Auch Podlove kann damit umgehen, das ist aber eine Einstellungssache. Ich,
zum Beispiel habe mit Transkriptionen im WebVTT-Format angefangen und muss diese Dateien,
die ich von Riverside bekomme, also erst konvertieren. Aber auch dafür gibt es
kostenlose Dienste, die verlinke ich zusammen mit Riverside.
Ja, und gefühlt seit einem halben Jahr keine Podjournal-Ausgabe ohne neues Auphonic-Feature,
und dieses Mal sehe ich Potenzial für einen echten Gamechanger:
Von Auphonic und Chat-GPT kann man sich jetzt KI-gestützt Kapitelmarken und Shownotes aus
dem Transkript der Episode erstellen lassen.
Ich hab das jetzt relativ ausgiebig getestet und ich schwanke zwischen beeindrucktem Schweigen
und "Haha!" Dazwischen ist relativ wenig.
Also, wie funktioniert das jetzt? Man kann den Spaß per Klick in seiner Produktion aktivieren. Nach der ganzen Audiomagie von
Auphonic läuft die Episode dann durch die Texterkennung und wird danach an ChatGPT übergeben.
Das dauert dann alles relativ lange, aber am Ende stehen häufig sinnvolle Kapitelmarken und
Zusammenfassungen, die ich für alte Episoden meines Tagebuch-Podcasts zum Teil exakt so übernommen
habe. Ich sage zum Teil, denn häufig fällt da auch einfach Quatsch raus. Vieles versteht ChatGPT
einfach falsch oder gar nicht und ich hatte mehrere Fälle, in denen es mich in Solo-Episoden
als drei Personen identifiziert hat.
Und das hat bisher immer nur meine Waage geschafft.
Da ist also noch viel Nacharbeit notwendig, aber das kann für einige Podcastende, die
sich Arbeit abnehmen lassen möchten, vielleicht wirklich eine Option sein.
Dazu muss man allerdings beachten, dass man seine Daten von Chat-GPT verarbeiten lässt.
Hier ist also zumindest die Zustimmung aller Beteiligten wichtig.
Das Apple Podcasts Verzeichnis hat neun neue Unterkategorien für Podcasts vorgestellt.
Mental Health, Relationships, Self Improvement, Personal Journals, Entrepreneurship, Documentary,
Parenting, Books und Language Learning.
Die sind alle über die Suche aufrufbar und haben eigene Charts.
Und mit iOS 17 bekommt auch die Apple Podcasts App ein Update.
Episoden-Cover werden jetzt schöner angezeigt. Die Podcast-Playlist lässt sich jetzt besser steuern, es gibt neue Suchfilter und wenn
man ein kostenpflichtiges Abo in einer App wie zum Beispiel von The Economist oder verschiedenen
Fitness-Apps hat, dann kann man das jetzt auch auf ein entsprechendes Abo in Apple Podcasts
ausdehnen. Alles ganz aufregend.
YouTube überholt in den USA Spotify in der Podcast-Nutzung, schreibt WestwoodOne.
Das klingt erstmal wahnsinnig beeindruckend, denn YouTube hat sich nicht wirklich angestrengt.
Aber es ist mehr ein Schlaglicht als eine Studie. Cumulus Media hat rund 600 Leute in den USA zu
ihrer Podcastnutzung befragt und dabei festgestellt, dass im April dieses Jahres 27 Prozent der
befragten Podcasts bei YouTube gehört haben, 17 Prozent bei Spotify und 16 über Apple Podcast.
Das heißt, diese drei Portale teilen sich grob zwei Drittel des Publikums, aber wie gesagt:
Basierend auf einer Stichprobe von rund 600 US-BürgerInnen,
diese Zahl wäre in Deutschland nicht repräsentativ und Zahlen für Deutschland gibt es von denen nicht.
An der Hochschule Darmstadt untersucht jemand, in welchem Umfang LGBT-Plus-Personen sowohl
inhaltlich als auch personell in der deutschsprachigen Podcast-Landschaft repräsentiert sind und
ob es Unterschiede in der Repräsentation verschiedener Gruppen innerhalb dieser Communities
gibt.
Ob man also zum Beispiel mehr Lesben als Schwule oder weniger Trans- als Bisexuelle in Podcasts hört.
Die Ergebnisse dieser Studie sollen dazu beitragen, ein umfassendes Verständnis für die Vielfalt,
Sichtbarkeit bzw. die Hörbarkeit und die Akzeptanz queerer Identitäten in der deutschsprachigen
Podcast-Welt zu entwickeln. Die Forschenden freuen sich über die Teilnahme auch von nicht
queeren Personen und "Dr. Podcast" Markus Richter wies aber darauf hin, dass es in der Formulierung
einiger Fragen zumindest Unschärfen gibt. Und natürlich ist immer die Frage, wie wertvoll so
eine Online-Befragung am Ende ist. Der Link jedenfalls ist in den Shownotes. Am 6. Juli
wird der deutsche Podcastpreis verliehen. 999 Produktionen wurden in sechs Kategorien von den
MacherInnen selbst eingereicht. Beim Publikumsvoting haben offenbar so viele Menschen mitgemacht wie
noch nie zuvor. 850.000 Stimmen wurden dabei abgegeben. Die Preisverleihung wird in Berlin
stattfinden. Dabei sein dürfen aber nur Nominierte, die Jury, Werbepartner des Preises und die Presse,
bevor ihr fragt: Ich möchte dabei nicht weiter stören. Und zum Schluss gibt es noch Neues von
von der MA-Podcast, denn die wertet jetzt nicht nur die Downloads der teilnehmenden
Podcast aus, sondern sie wirft auch einen Blick auf die Demografie, und ich zitiere
hier mal aus der Pressemitteilung.
"Dabei bietet die Studie sowohl klassische soziodemografische Merkmale wie Alter, Geschlecht
oder Familienstand als auch vermarktungsrelevante Informationen rund um die Nutzung von Podcasts.
Dazu zählen beispielsweise die Hörhäufigkeit oder Dauer, die Hörweise, die Podcastnutzung
im Tagesverlauf, Gründe für die Podcastnutzung oder die parallel stattfindenden Tätigkeiten während des Hörens.
Alle Merkmale können dabei sowohl auf universaler als auch auf Ebene des Genres und größtenteils
bis auf Ebene der einzelnen Podcasts ausgewertet werden."
Das klingt total spannend für Leute, die da rankommen, denn Zugriff darauf haben nur
Nutzende des MA Podcast Dashboards, also hauptsächlich Produktionshäuser und Vermarktungsbüros.
In der Pressemitteilung sind aber auch schon einige Fakten über die Podcast-Nutzung aufgelistet,
die ich persönlich auch relativ interessant finde.
Ich verlinke zusätzlich zur Pressemitteilung auch eine Zusammenfassung, wie die Publikumsdaten
erhoben werden und wie die mit den Abrufzahlen zusammengeführt werden für die Statistik-Nerds im Publikum. ;)
Und wenn wir schon über die MA Podcast sprechen, sind hier dann auch die aktuellsten Zahlen.
"Was jetzt?" von Zeit Online ist weiter auf Platz 1 der Charts.
Die haben noch mal 10% zugelegt und sind jetzt bei mehr als 7 Mio. Downloads im Monat.
"Zeit Verbrechen" ist von Platz 5 auf 2 gestiegen, ein satter Zuwachs von 28% auf jetzt rund 4,6 Mio. monatliche Downloads.
Und der höchstplatzierte Indie-Podcast "Geschichten aus der Geschichte"
hat zwar gegenüber dem Vormonat knapp 10.000 Downloads hinzugewonnen,
ist aber trotzdem auf Platz 12 abgerutscht.
Die MA Podcast listet ausschließlich teilnehmende Podcasts auf.
Die Teilnahme ist kostenpflichtig.
Das war's für diesen Monat. Kritik, Themenvorschläge oder Feedback erreichen mich am sinnvollsten per Mail an redaktion@podjournal.de
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Und sowohl das Podjournal als auch ich selbst sind im Fediverse bei Mastodon vertreten.
Alle Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme und die Shownotes findest du auf podjournal.de.